Wie das Kottbusser Tor zu seinem heutigen Namen kam

Wer als Berlinbesucher:in zum Beispiel vom U-Bahnhof Warschauer Straße stadteinwärts fährt und den U-Bahnhof Kottbusser Tor passiert, wird sich vielleicht fragen, warum er mit einem „K“ am Anfang geschrieben wird. Denn nicht nur er ist nach der Stadt Cottbus benannt, sondern auch der gesamte Platz unter dem Hochbahnhof. Was war dort geschehen?

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war die Namenswelt in dieser Frage noch vollkommen in Ordnung. Der Weg von Cottbus endete an diesem „Cottbusserthor“ oder auch „Cottbusser Thor“ benannten Stadttor. Im Jahr 1875 wurde nicht nur ein „s“ gestrichen, sondern auch das „th“, das sich mehr und mehr aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verabschiedete, das „Cottbuser Tor“ war entstanden. Aber auch damit gab sich Berlin nicht zufrieden, 1893 ging es dem „C“ an den Kragen, der Verkehrsknotenpunkt hieß nun „Kottbuser Tor“. Dabei blieb es im Wesentlichen auch, bis schließlich 1930 die Schreibung „Kottbusser Tor“ eingeführt wurde, die bis heute gültig ist.

Sprachtrends im Deutschen Reich – Cottbus ist wenig begeistert

Warum hat Berlin nur das „C“ seinerzeit gegen ein „K“ getauscht? Hier folgten die Verantwortlichen wahrscheinlich schlicht einem Sprachtrend, der da lautete: Eindeutschung. Das „C“ wurde im Deutschen Reich zunehmend durch „Z“ und „K“ ersetzt. So wurde zum Beispiel aus dem „Redacteur“ ein „Redakteur“, der „Accent“ wandelte sich zum „Akzent“ und die „Cameradschaft“ war nun eine „Kameradschaft“. Mit der Umbenennung des „Cottbuser Tors“ nahm Berlin etwas vorweg, was die Orthographische Konferenz von 1901 per Beschluss in eine Regel goss – etwas halbherzig vielleicht, denn viele Varianten waren auch danach immer noch zulässig.


Was Berlin nun offenbar knorke fand, erhielt in Cottbus wenig bis gar keinen Applaus. Tatsächlich drohte den Cottbusern der Verlust ihres „C“: Kottbus. Für die damaligen Stadtväter der zweitgrößten Stadt der preußischen Provinz Brandenburg eine grausige Vorstellung. Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909) verzeichnete die Stadt bereits als „Kottbus“. Die Stadtväter allerdings leisteten gegen die Umbenennung erbitterten Widerstand. Mit Erfolg: Ihr Protest bewirkte, dass bis 1905 zumindest beide Schreibweisen als korrekt galten. Aber in diesem Jahr setzten sie dann endgültig durch, dass der korrekte Name ihrer Stadt ausschließlich „Cottbus“ lautete, was bis zum heutigen Tage Bestand hat – ganz im Gegensatz beispielsweise zu „Coblenz“, „Cöln“ oder „Cöpenick“.

Berlin beharrt auf dem „K“

Den Cottbusern hätte es wahrscheinlich gut gefallen, wenn Berlin ihnen bei dieser umstrittenen Sprachregelung entgegengekommen wäre und Straßen und Plätze entsprechend wieder umbenannt hätte: Cottbuser Tor, Cottbuser Straße, Cottbuser Damm, Cottbuser Brücke. Wahrscheinlich wäre es ihnen dabei auch vollkommen egal gewesen, wenn dies mit der bis heute als gleichberechtigt geltenden Doppel-s-Variante geschehen wäre. Doch diesen Gefallen hat Berlin ihnen nicht getan.

Die Kurzform „Kotti“ – Maskulinum oder Neutrum?

Heute wird das „Kottbusser Tor“ (nicht nur) von den Einheimischen meist liebevoll „Kotti“ genannt. Wir fahren zum Kotti oder wir treffen uns am Kotti, wobei beides allerdings keinerlei Aufschluss über das Genus der Kurzform gibt. Heißt es nun „der oder das“ Kotti? Die männliche Form würde sich dann auf den Platz oder aber den U-Bahnhof beziehen, die sächliche Form auf den Namen, also „das Tor“. In den einschlägigen Korpora gibt es Belege für beide Varianten, wobei die männliche wohl überwiegt. Eine entsprechende Regel zu finden, dürfte nicht ganz einfach sein. Wahrscheinlich gehen beide Varianten durch. Mein Favorit ist jedenfalls „der“ Kotti, weil, ja Gott, ich denke einfach immer zuerst an den Platz und den U-Bahnhof. Beim Brandenburger Tor wäre das wahrscheinlich anders, hätte es eine Kurzform. Aber die existiert meines Wissens nach nicht.

Foto: Herwig Frenzel

Status Quo oder Status quo?

In aller Regel wird die lateinische Phrase „Status quo“ kleingeschrieben. Oftmals begegnen wir jedoch der Großschreibung. Wann ist diese berechtigt und in welchen Fällen sollte man sie korrigieren?

An ihrem Status quo hat sich seit Jahren nichts geändert. Die Band gilt als Urgestein der Rockmusik und wird es wahrscheinlich auch bleiben. Kein Wunder nach über fünfzig Jahren im Rockgeschäft. Ende der 1960er-Jahre reüssiert sie mit Titeln wie „Pictures of Matchstick Man“ oder „Ice in the Sun“, in den 70ern folgen international erfolgreiche Songs wie „Down Down“ oder „Rockin’ all over the World“. Die Coverversion „In the Army now“ wurde in den 1980er-Jahren ein Riesenhit.

Die Band ohne Skandale, wie sie häufig apostrophiert wurde, begleitete dabei stets das Ressentiment, sie könne nur drei Akkorde. Dem begegnet sie 2007 mit britischem Humor, veröffentlicht ein Album mit dem Titel „In Search of a Fourth Chord“. Sie ahnen längst, vom wem hier die Rede ist: von der britischen Rockband Status Quo um den Sänger und Gitarristen Francis Rossi.

So zwingend die Großschreibung beim Namen dieser Band ist, so zwingend ist die Kleinschreibung in allen anderen Fällen – wenn es sich um die lateinische Phrase „Status quo“, also den „gegenwärtigen Zustand“ handelt. Und doch rutscht vielen Schreibenden gern einmal die Shift-Taste aus. Beim Durchschauen einschlägiger Zeitungskorpora lässt sich feststellen, dass die daraus resultierende Großschreibung häufig auch genau so stehen bleibt. Was also tun, um das zu verhindern?

Erstens, ohnehin wichtig: den eigenen Beitrag noch einmal Korrektur lesen. Und zweitens: prüfen, ob Ihnen eine Melodie durch den Kopf geht, wenn Sie die Großschreibung „Status Quo“ entdecken. Zum Beispiel die Zeilen „A vacation in a foreign land, Uncle Sam does the best he can …“ Nein? Und mit Musik hat Ihr Text ohnehin nichts zu tun? Dann korrigieren Sie guten Gewissens auf die Kleinschreibung.

„Deutsche Einheit“ oder „deutsche Einheit“? Großschreibung oder Kleinschreibung?

In dieser Frage herrschte im Zuge der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland keine Einigkeit.

Broschüren, Anzeigen, Webseiten, Flyer: Vielerorts wurde auf den runden Geburtstag der „Deutschen Einheit“ oder aber der „deutschen Einheit“ verwiesen. Was ist denn aber nun die richtige Schreibweise? Wenn man dem Duden folgt, ist nur die Kleinschreibung zulässig. Unter dem Stichwort „deutsch/Deutsch“ in der neuesten Auflage der Printversion heißt es wie gewohnt: „Da das Adjektiv ‚deutsch‘ nur in Namen, bestimmten namenähnlichen Fügungen und in Substantivierungen großgeschrieben wird, gilt in den folgenden Fällen die Kleinschreibung: das deutsche Volk; die deutsche Einheit; (…) der deutsche Michel.“

Hier könnte der Artikel zu Ende sein, „deutsche Einheit“ wird kleingeschrieben, steht so im Duden, basta. Rotstift zücken bei Bedarf. Es gibt allerdings gute Gründe, an dieser Regelung zu zweifeln. Diese Kleinschreibung bedeutet in letzter Konsequenz, dass der „deutschen Einheit“ das Recht abgesprochen wird, als Name zu gelten. Die „Französische Revolution“ darf das für sich unangefochten in Anspruch nehmen, die „Deutsche Dogge“ ebenfalls. In den amtlichen Regeln zur Rechtschreibung heißt es dazu: „In mehrteiligen Eigennamen mit nichtsubstantivischen Bestandteilen schreibt man das erste Wort und alle weiteren Wörter außer Artikel, Präpositionen und Konjunktionen groß.“ Und das gelte unter anderem für „bestimmte historische Ereignisse und Epochen“. Für den „Westfälischen Frieden“ beispielsweise, den „Zweiten Weltkrieg“ (den „Ersten Weltkrieg“ selbstredend auch) und für den „Deutsch-Französischen Krieg“, und zwar für den von 1870/1871. Warum gilt dieser nun als der Deutsch-Französische Krieg, dass ihm Namenscharakter verliehen wurde? Schließlich haben Deutsche und Franzosen nicht nur einmal aufeinander eingedroschen. Wahrscheinlich liegt das darin begründet, dass die Reichsgründung 1871 das zentrale Ergebnis dieses Krieges war. Gilt also die „deutsche Einheit“ nicht als bestimmtes historisches Ereignis?

Auf diese Frage gibt der Duden indirekt eine Antwort: Er differenziert zwischen dem „Deutsch-Französischen Krieg“ und einem „deutsch-französischen Krieg“. Letzterer könne „irgendeiner“ gewesen sein. Was im Umkehrschluss für die „deutsche Einheit“ bedeutet, dass wir es mit „irgendeiner“ deutschen Einheit zu tun haben. Damit wäre Helmut Kohl ganz gewiss nicht einverstanden gewesen. Die jetzige Bundesregierung war es offenbar auch nicht. Auf ihrer Website hat sie die „Deutsche Einheit“ ganz selbstverständlich großgeschrieben. Und damit stand sie alles andere als allein da. Welche deutsche Einheit sollte wohl die „Deutsche Einheit“ sein, wenn nicht die vom 3. Oktober 1990. Ich habe meinen Kunden empfohlen, so sie die Großschreibung verwendet hatten, die auch beizubehalten. Argumente dafür gibt es genug.

Was unterscheidet „bedeutsam“ von „bedeutend“?

Der Sprachtipp von Lectormedia
Die Adjektive „bedeutend“ und „bedeutsam“ können in manchen Fällen synonym verwendet werden – aber eben nur in manchen.

Immer dann, wenn es um Ehre und Ruhm geht, eine Person besonders angesehen, beliebt oder berühmt ist, als groß, außergewöhnlich oder hervorragend gilt, spricht man von einer „bedeutenden“ Person. Beispiel: Spätestens seit er den 1. FC Union Berlin in die Erste Bundesliga geführt hat, gilt Urs Fischer als bedeutender Trainer – auf keinen Fall aber als „bedeutsamer“ Trainer.

In dieser Funktion kann er allerdings Dinge tun, die gleichermaßen „bedeutsam“ oder „bedeutend“ sein können, und zwar immer dann, wenn sie als „wichtig“ gelten. In solchen Fällen unterscheiden sich die Adjektive nicht wesentlich. Zum Beispiel kann Fischer in der Halbzeitpause eines Bundesligaspiels (nach mäßiger Leistung seiner Spieler in der ersten Halbzeit) entweder eine „bedeutende“ oder aber „bedeutsame“ Ansprache an seine Spieler halten. Derart frisch motiviert betreten die Unioner zum Anpfiff der zweiten Halbzeit das Feld, und siehe da, sie starten „bedeutend“ stärker in den zweiten Spielabschnitt. Und zwar im Sinne von „beträchtlich“ oder „erheblich“. „Bedeutsam stärker“ klingt schon ein wenig ungewohnt. In Verbindung mit einem Komparativ steht also immer „bedeutend“: bedeutend schneller, bedeutend niedriger, bedeutend größer etc.

Als Faustregel lässt sich zusammenfassen: Mit Bezug auf Personen oder wenn ein großer Umfang zum Ausdruck kommen soll, steht „bedeutend“. In allen anderen Fällen, wenn einer Sache besonderes Gewicht beigemessen wird, können beide Formen verwendet werden, Ausnahme ist die Kombination mit einem Komparativ, der „bedeutend“ bevorzugt.